Zwei Schlitzohren in der Knochenmühle

Vom 22. - 23.03. fanden dieses Jahr wieder die mittlerweile 5.Berliner Fahrradschau und die Fixed Days statt. Die Anreise war für uns sowas wie eine Generalprobe für die Tour nach Amsterdam, und erfolgte deswegen per Fahrrad. Da Robert sich als Aufbauhelfer gemeldet hatte und somit bereits am Mittwoch nach Berlin musste und die Anderen in ihrer vorlesungsfreien Zeit mit Abwesenheit glänzten, machten sich am Freitagmorgen die zwei übriggebliebenen Flamingos Daniel und Jacob auf den Weg in die Hauptstadt.

Die Abreise war zwischen 07:30 und 08:00 Uhr geplant und so ging es nach dem Aufziehen eines neuen Vittoria Rubinos auf dem Hinterrad genau um 07:45 Uhr auf die Reise. Mein Rucksack war am Vortag schon gepackt (Regenjacke, Pullover, Mütze, eine Hose, zwei Unterhosen, zwei paar Socken und T-Shirts, Werkzeuge, Luftpumpe, Ersatzschläuche, Handy, Ladekabel, Kamera, Lichter) und das Fahrrad mit einer Vorderradbremse ausgestattet worden.
Durch das relativ leichte Gepäck, überraschende Rücksicht der Autofahrer und einen Wind der es gut mit uns meinte und uns nur mit 15 km/h von Südwest entgegen blies, waren wir nach den ersten 20km nicht "wasted in Jarmen", sondern legten lediglich eine fünfminütige Pause zum Dehnen ein.
Die Strecke von dort bis Altentreptow bot bis auf zwei kleinere Anstiege die optimalen Bedingungen um schnell Rad zu fahren - eine gut ausgebaute ehemalige Bundesstraße deren Verkehr mittlerweile fast komplett über die A20 geleitet wird. Dass man den Wind nie vor dem Abend loben soll, merkten wir dann allerdings bereits hinter Altentreptow, als dieser beschloss einen Zahn zuzulegen und uns auf offenem Feld zeigen wollte, wer hier der Boss ist…



In Neubrandenburg war geplant ein zweites Frühstück einzulegen und bei unserem Rahmenbauer Muffengang ein neues Fahrrad für Daniel abzuholen.
Also machte ich einen Stop beim Aldi und holte um 10:26Uhr für 2,82€ eine Doppelkeksrolle, 1,5 Liter Softdrink und eine Packung Tropifrutti, während Daniel bei Mario sein Rad tauschen wollte.
Soweit der Plan.
Das Umbauen und Einstellen der Teile zog sich dann allerdings ein bisschen hin und unsere Weiterfahrt verzögerte sich "ein wenig" bis 11:55Uhr.

Nach anderthalbstündiger Zwangspause ging es über Burg Stargard und Lychen weiter nach Zehdenick. Der Wind auf den ersten Kilometern hinter Neubrandenburg in Kombination mit dem permanenten Auf und Ab in der Mecklenburger Seenplatte war mit einer Übersetzung von 48/15 eine ziemliche Herausforderung, während Daniel vor mir mit 46/16 locker strampeln konnte. Zwischendurch: Hälfte geschafft, check!

Als die Baumdichte zunahm spielte der Wind allerdings eher eine untergeordnete Rolle, die Sonne ließ sich blicken und so fuhr sich die Strecke bis Zehdenick entlang wunderschöner Seen und Havelseitenarmen wie ein entspannter Sonntagsausflug.
Allerdings ein Sonntagsausflug, an dem es vorher kein Mittag gab. Also nach ca. 160km die zweite Pause, Brötchen, Kuchen, Bitterlemon und, wegen aufziehender Regenwolken, Jacken anziehen.

Bis nach Liebenwalde gab es zwar böigen Wind aber zum Glück - bis auf wenige Tropfen - keinen Regen. Weitere 15km nach Oranienburg, meine Hände und mein Rücken haben keine Lust mehr auf Textillenkerband und Rucksack und Daniels Knie wollen auch lieber etwas anderes tun. Ein kurzer Stop am Bahnhof, um unsere Freunde zu benachrichtigen, dass wir fast am Ziel sind und um Robert zu sagen, dass er sich auf den Weg zum Ortseingang machen kann.

Nachdem wir dachten, dass wir die letzten 30km bis zu unserem Schlafplatz im Regen zurücklegen müssen - der uns vom Wind ins Gesicht geblasen wird - passierte genau das Gegenteil: Die untergehende Sonne ließ sich blicken und das erste Mal am Tag gab es Rückenwind für uns.

Am Ortseingangsschild wartete Robert mit Getränken auf uns und machte das obligatorische Ortseingangsschild-bild bei dem Daniel vor Erschöpfung den Mund nicht mehr zu bekam. Auf den letzten Kilometern Stadtverkehr gab es ungefähr zwanzig Ampeln, die wir bis auf eine natürlich alle bei rot erwischten.
Nach ca. 215 000 Metern, ca. 31994 Kurbelumdrehungen (oder 34793 bei Daniel) genau einem Fahrradwechsel und keinem einzigen Platten kamen wir glücklich und erschöpft an unserem Ziel an.
Dann hieß es Duschen gehen, Essen holen, Bier und Pfeffi trinken und am nächsten Tag ab zur Berliner Fahrradschau.